Während ich am Lebkuchen-Wahlkampfgeschenk von Erwin Zangerl knabbere, komme ich irgendwie nicht umhin, mir Gedanken über das “System ÖVP” und die Raiffeisenbank zu machen. Die Zeitung “Der Standard” schrieb heuer am 24. März:
“Viele Jahrzehnte lang galten bäuerliche Genossenschaft und ÖVP als Zwillingspaar, wobei Raiffeisen oft als dominanter Bruder galt. Die “heilige Dreifaltigkeit des Bauernstands” – Raiffeisen, Landwirtschaftskammer und Bauernbund bzw. Landwirtschaftsministerium – teilte, herrschte und half einander. Raiffeisen finanzierte, “stellte der ÖVP via Raiffeisenkassen Infrastruktur zur Verfügung. Wenn Politiker da bei Veranstaltungen was sagten, wurde es landesweit verbreitet”, erzählt ein ÖVP-Mann. – derstandard.at/2000076713455/Raiffeisen-ein-wirtschaftlicher-und-politischer-Machtfaktor.”
Vor kurzem sorgte die Raiffeisenbank Tirol für Furore mit der Ankündigung, ihre Zentrale baulich neu zu gestalten und in das sogenannte Raiffeisenquartier umzufunktionieren. Als besonderen Marketing-Gag entwickelte Raiffeisen dafür sogar eine eigene Werbesprache: jegliches koatlacklerische “K” (Anm.: Koatlackln = Innsbrucker Dialekt mit hart ausgesprochenem K) wird kurzerhand zu einem “Q”…alle sollen wissen, dass mit dem neuen “Raiqa” auch ganz etwas Hippes und Neues auf Innsbrucq zuqommt. Vielleicht weil “Raiqa”, ein Mädchenname in der Sprache Urdu, “rein, klar und still” bedeutet?
Ganz Innsbrucq qoatlacqelt nun, sogar der Bürgermeister…
116 Millionen will die Raika in das “Raiqa” stecken, dafür lobt plötzlich sogar ein grüner Bürgermeister diese Bank in höchsten Tönen. Und nicht nur das. Er wird sogar zum Werbetestimonial im Raiffeisen-Imagefilm, der in den sozialen Medien (z.B. Facebook) gestreut wird.
Man mag es halten, wie man will – klar investiert diese Bank hier eine Menge Geld und möchte durch ihr neues Konzept ihre Räumlichkeiten für neue Personenkreise öffnen. Das hat sie bis zu einem gewissen Grad schon bisher getan mit der RLB-Kunstbrücke, die im übrigen nur von ausgebildeten Künstlern bespielt werden konnte, nicht jedoch von Autodidakten. Das ist Imagearbeit, welche die Raiffeisenbank, wie jede Bank, hier leistet – also nicht ganz uneigennützig das Ganze. Und dann soll ja auch noch ein weiteres Hotel in das neue Raiqa einziehen. Hotels sind bekanntlich nach Kaufhäusern die zweitliebsten Immobilien der Innsbrucker BürgermeisterInnen.
Wenn man Leute zu Georg Willi befragt, so hört man nicht selten: “Der ist doch eh eigentlich ein Schwarzer.”
Und wenn man Georg Willi nun so als Werbetestimonial der Raiffeisenbank sieht, dann erhärtet sich doch der Eindruck, dass an ihm tatsächlich ein ÖVP-Mann verloren gegangen sein könnte.
Autorin: Irene Labner