Neulich, als ich mit meinem Hund einen kleinen Abendspaziergang machte, hörte ich ein „Hu!“, und das machte mich glücklich. In den darauffolgenden Tagen vernahm ich das „Hu!“ dann noch häufiger, denn irgendwo in meiner Nachbarschaft hatte sich ein Käuzchen einquartiert. Kauze zählen zu den Eulenartigen, die allesamt in Österreich unter Artenschutz stehen.
Dieses Beispiel zeigt, dass Innsbrucks Tierwelt sehr vielfältig ist. Einige dieser Tierarten sind inzwischen sehr selten oder sogar vom Aussterben bedroht. In der Stadt leben mehr verschiedene Spezies als in manchen, monokultivierten Waldregionen.
Inzwischen gibt es bereits drei Biberreviere im Stadtgebiet von Innsbruck (O-Dorf/Reichenau, Lohbach, am Gießen). Auch die in Tirol unter Schutz stehende Türkentaube kann man in Innsbruck gelegentlich sehen und hören. Den auf der Roten Liste stehenden Bergmolch findet man ebenfalls in Feuchtbiotopen in Innsbruck. Ich fand sogar einmal einen dieser Lurche in unserem Stiegenhaus, da er dort wohl in einem Blumentopf überwintert hatte.
Die Stadt Innsbruck hat als Behörde nicht nur die Aufgabe, tierassoziierte Gewerbebetriebe regelmäßig auf der Grundlage der Tierhaltungsgewerbeverordnung und des Tierschutzgesetzes durch das Veterinäramt zu prüfen. Innsbruck trägt in meinen Augen auch die Verantwortung, die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen im Stadtgebiet zu erhalten. Vor kurzem hat der Gemeinderat sich einstimmig zum Schutz der Honigbienen bekannt, doch das alleine ist nicht ausreichend.
Die Stadtgemeinde hat unbedingt die Pflicht im Rahmen der Grünanlagenbetreuung dafür Sorge zu tragen, dass Tiere ausreichend Brutplätze, Rückzugsräume und Futtermöglichkeiten vorfinden.
So leben manche Vogelarten beispielsweise nur dort, wo sie bestimmte Baumarten (z.B. Nadelbäume) vorfinden. Schneidet man dann alte Kiefern- oder Fichtenbestände heraus und setzt dann Laubbäume nach, so verschwinden manche Vogelarten, wie z.B. der Gimpel.
Manche Vogelarten sind, wie auch Fledermäuse und Igel, auf ein reichhaltiges Futterangebot an Insekten angewiesen. Es ist jedoch so, dass immer mehr Bürger_innen ihre Gärten möglichst pflegeleicht mit Kurzrasen versehen, damit der Rasenroboter die Gartenpflege übernehmen kann. Sie pflanzen immer seltener Gemüsebeete, und wuchsfreudiges Buschwerk ist oft auch unerwünscht. Angesichts der Tatsache, dass private Gärten durch die verdichteten Bauweisen heutzutage immer kleiner ausfallen und berufstätige Menschen zudem oft pflegeleichtes Gartengrün wünschen, muss die Stadt Innsbruck hier dringend in die Presche springen und die Biodiversität fördern.
Die Alternative Liste betrachte ich als Fürsprecherin der Wildtiere in der Stadt Innsbruck. Ich würde mir wünschen, dass die Behördenvertreter in Kontakt zu Wildbiologen und Tierschutzexperten treten, besonders dann, wenn es um die Neu- oder Umgestaltung von Grünanlagen und Feuchtbiotopen geht. Bei Baumnachpflanzungen sollte der Fokus nicht darauf liegen pflegeleichte und dekorative Bäumchen nachzusetzen, vielmehr sollte man dafür Sorge tragen, dass jene bestimmten „Symbiosebäume“ nicht verloren gehen, weil sie Tieren als Lebensraum dienen. Außerdem könnte die Stadt Innsbruck einen Teil des Strauchschnittes in den Parkanlagen wenigstens von Oktober bis April sammeln, sodass Tiere wie z.B. der Igel ein Überwinterungsquartier vorfinden. Es wäre überhaupt wünschenswert, wenn die Stadt in ihren Grünanlagen einige Bereiche etwas naturnäher gestaltet, sodass Insekten und andere Tiere einen attraktiven Lebensraum vorfinden und der städtischen Fauna nicht verloren gehen.
Autorin: Irene Labner